Evangelisches Dekanat Odenwald

Porträt Ruth Hidaka

Über die musikalische Brücke

Bad König. In Zeiten, in denen es national und international viel Uneinigkeit und Zwist bis hin zu Kriegen gibt, spielt die Universalsprache Musik eine besondere Rolle. Sie ist völkerverbindend, eine leicht zu bauende Brücke, die in besonderer Weise mit Harmonie verbunden ist, und man kann sie ohne Sprachkenntnisse verstehen. Ruth Hidakas Leben ist ohne Musik gar nicht zu denken. Sie ist nicht nur eine herausragende Musikerin - Pianistin und Sängerin -, sondern sie setzt Musik auch in ihrem Beruf als christliche Missionarin ein, gestaltet Gottesdienste und Andachten mit oder begleitet kirchliche Gruppen und Kreise. Und sie hat vor einiger Zeit eine CD mit geistlicher Musik veröffentlicht: 'Bless the Lord, My Soul'. Hier nun steht nicht nur die Universalsprache Musik an sich im Mittelpunkt, sondern "es sind auch Lieder in verschiedenen Sprachen darauf, in Deutsch, Englisch, Ukrainisch, Chinesisch und Japanisch", erzählt sie. 'Bless the Lord - Lobe Gott', das sei der Gedanke gewesen bei der Auswahl der Lieder für die CD-Einspielung. "In einer Zeit, in der es so viele Probleme und Krisen in der Welt gibt, ist das besonders wichtig", findet sie. "Gott zu loben, das ist Ermutigung und Kraftquelle."

Japan ist Ruth Hidakas Heimat. Geboren als Tochter eines Pastors in Kumamoto im Süden des Landes, sei sie "in der Kirche aufgewachsen, und ich bin durch Musik geprägt worden". Früh schon hegte sie den Wunsch, Sängerin zu werden, nahm mit 14 Jahren auch Gesangsunterricht, bekam indessen bald Stimmbandprobleme. In dieser Zeit hörte sie einen Vortrag über verfolgte Christen. "Wenn ich nicht singen kann, möchte ich in die Mission gehen", erzählt sie rückblickend über ihre damalige Entscheidung. So kam sie vor über 40 Jahren nach Deutschland, konnte allerdings damals neben ihrer Muttersprache nur Englisch. Aber schon bald begann sie wieder zu musizieren, und so war das gesprochene Wort einstweilen Nebensache.

"Du bist die Tochter eines Pastors, also bist du Mitarbeiterin", das hat sie im kirchlichen Umfeld öfter zu hören bekommen, und so wurde sie es, fast selbstverständlich, möchte man sagen. Der Hintergrund: Protestanten und Katholiken stellen in Japan weniger als ein Prozent der Bevölkerung dar, und die Mitglieder finanzieren ihren Pastor und ihre Kirche selbst und arbeiten ehrenamtlich.

Ruth Hidaka steht in Diensten der von ihrem 2018 verstorbenen Vater gegründeten Reimei-Missionsorganisation, kommt regelmäßig für längere Zeit nach Deutschland, in den Westerwald beispielsweise oder aber eben in den Odenwald, wo sich Gastfamilien darüber freuen, wenn sie mit ihnen lebt. Hier gestaltet sie Gottesdienste mit oder auch mal einen Japan-Abend, so wie unlängst in Bad König.
Zum ersten Mal in den Odenwald kam sie 2018 durch den damaligen Dekan Dr. Karl-Heinz Schell, der Ruth Hidakas Chef in seiner Zeit als Auslandspfarrer in Peking gewesen war. Mit Pfarrerin Marion Rink arbeitete sie im Kloster Höchst und half dabei, das geistliche Leben im Haus zu gestalten. Dann kam Corona, und sie musste regelrecht zurück nach Japan fliehen, erinnert sie sich. Mit Fluchterfahrung hatte sie dann auch ab Februar 2022 zu tun, als sie wieder im Kloster tätig war und hier die ersten Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen waren, Obdach fanden. Wegen der Sprachbarriere war damals so etwas wie Seelsorge kaum möglich, da galt es vor allem Bürokratie zu erledigen und auf diese Weise zu helfen. Aber bald schon feierten alle zusammen - auch die damalige Dekanatsreferentin und Pfarrerin Renate Köbler engagierte sich hier in besonderer Weise - im Kloster gemeinsame Gottesdienste. Und da überbrückte dann wieder die Musik so manche Barriere.

So gerne sie nach Deutschland kommt - dass sie hier zu Hause wäre, kann man nicht sagen, ebensowenig wie sie in Japan zu Hause ist, denn als Missionarin war und ist sie viel unterwegs. Doch an vielen Orten findet Ruth Hidaka Heimat, allemal dort, wo sie mit Menschen Glauben lebt und teilt - und natürlich singt.

Wer Interesse an der CD hat, kann sich per E-Mail an Ruth Hidaka wenden: hidakarutsu@gmail.com

 

Bernhard Bergmann
24.11.2025


Startseite  ·   Evangelisches Dekanat Odenwald   ·   Impressum   ·  Datenschutz