Evangelisches Dekanat Odenwald

Philipp Raekow ist neuer Pfarrer in Erbach

Für eine Kirche mit großen Ohren

Erbach. Philipp Raekow ist ein vielseitiger Mann: zwischen Frittenbude, Altar und Taufstein, zwischen Deutschland, Argentinien und Namibia - und als Pfarrer zwischen Himmel und Erde sowieso. Wurzeln schlägt er nun in den Odenwälder Boden: Seit Anfang des Monats ist der 38-Jährige neuer evangelischer Pfarrer in Erbach. Er hat die Nachfolge des im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangenen Dr. Thomas Hoerschelmann angetreten und in der Kreisstadt nun die Pfarrstelle Süd übernommen. Ins Pfarrhaus an der Neckarstraße einziehen kann er derzeit noch nicht, denn das muss erst noch renoviert werden.

Philipp Raekow ist Bergsträßer. Geboren 1986 in Heidelberg und aufgewachsen in Mörlenbach, legte er 2006 sein Abitur an der Martin-Luther-Schule in Rimbach ab. Diakonie, der Gedanke der christlichen Nächstenliebe und das praktische Handeln, waren ihm quasi in die Wiege gelegt: Vater Hendrik leitete das Diakonische Werk Bergstraße. Aber auch der Konfirmandenunterricht bei Pfarrer Grebenstein bestärkte ihn, selbst Pfarrer zu werden. Das Studium der evangelischen Theologie begann Philipp Raekow in Heidelberg und wechselte dann für ein Auslandsjahr nach Buenos Aires (Argentinien), wo er auch in sozialen Projekten mitarbeitete. "Das gehörte dort fest zum Studienplan."
Zurück in Deutschland, setzte er sein Studium in Halle (Saale) fort, hatte aber doch auch die Begeisterung für Südamerika mitgebracht - zum einen war seine damalige Frau Argentinierin, zum anderen begann er in einem argentinischen Restaurant zu jobben. Dabei stieg er bis zum stellvertretenden Leiter auf und pausierte mit dem Studium. "Aber das Angebot meines Chefs, das Restaurant zu übernehmen, habe ich abgelehnt, ich wollte doch Pfarrer werden."

Nach dem Examen führte ihn sein Vikariat für die praktische Ausbildung 2022 nach Hattersheim, und ein von ihm erdachtes Gemeindeprojekt in diesem Rahmen hieß 'Fromme Fritten': Raekow kaufte ein altes Hähnchengrillfahrzeug, baute es zusammen mit seinem Bruder um und fuhr hiermit in den Stadtteil 'Die Siedlung'. - "Da sein, den Menschen zuhören, das war das Wichtigste", erzählt der Pfarrer; Kirche müsse "dort sein, wo das Leben stattfindet". Wer wollte, konnte ein Gebetsanliegen notieren oder eine Kerze anzünden, wie in einer Kirche. Außerdem gab es Segenskärtchen und Postkarten zum Mitnehmen. Und es wurde auch mal ein Abendmahl am mobilen Tresen gefeiert. Die Sache mit den Fritten ist einfach erklärt: Die gab es nämlich auch, denn "Pommes gehen immer", so Raekows Erfahrung - nicht zuletzt aus der Gastronomie.

Das vergangene Jahr verbrachte er abermals im Ausland: In Namibia wirkte er als Spezialvikar in der deutschsprachigen Gemeinde und versorgte ein riesiges Gebiet. Ganztägige Farmgottesdienste hat er dort mit den Menschen gefeiert und dabei auch gemerkt, wie wenig man braucht: eine Kiste mit Gesangbüchern, ein Kreuz und den Talar ins geländegängige Auto gepackt, und los gings, über Hunderte Kilometer. "Ein Pfarrer ist dort auch Fahrer", sagt Raekow schmunzelnd.

Erbach kannte er von einem Schulausflug in der fünften Klasse. Es hat ihm schon damals gut gefallen, auch an ein Spielwarengeschäft erinnert er sich, das gibt es heute leider nicht mehr. Ein Telefonat vor einiger Zeit mit seinem jetzigen Kollegen Bert Rothermel (Pfarrstelle Nord) zeigte ihm, "dass diese Kirchengemeinde Lust und auch Mut hat, Neues auszuprobieren", so zum Beispiel, dass sie vor Jahren das ehemalige Gasthaus 'Zum Bären' gegenüber der Stadtkirche angemietet und mit (kirchlichem) Leben gefüllt hat. Außerdem sei die Gemeinde stark diakonisch geprägt - "wir sind ja nicht Kirche für uns selbst, sondern für andere". Eine "Kirche mit großen offenen Ohren" wünscht sich Raekow, genaues Hinhören ist ihm wichtig.

Wenn er seinen Talar ab- und die Bibel aus der Hand gelegt hat, setzt er sich gerne mal aufs Fahrrad, wobei er sich angesichts sportlicher Herausforderungen durch Steigungen im Odenwald ein E-Bike anschaffen möchte. Golf spielen, wie in früheren Tagen, würde er auch gerne mal wieder. "Und ich habe ein Faible für Cocktails", bekennt der Geistliche. Wer weiß, vielleicht kommt ja der mobile Tresen mal wieder zum Einsatz.

Zum Pfarrer ordiniert wird Philipp Raekow im Rahmen eines Gottesdienstes, der am Sonntag, 25. Oktober, um 16 Uhr in der Erbacher Stadtkirche beginnt.

 

Bernhard Bergmann
15.9.2025


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