Auf dem Berg ein Stückchen näher bei Gott

Breuberg. Baumstämme statt gotischer Säulen, Wolkenbilder anstelle von Deckenfresken und Gitarre statt Orgel: Bei einem Gottesdienst im Freien ist manches anders als in der Kirche. Und bei 'Kirche unterwegs' unterhalb der Burg Breuberg blieb die Gemeinde nicht mal an Ort und Stelle: Rund 30 Menschen bildeten zusammen für eine gute Stunde das 'Wandernde Gottesvolk' und folgten vom Parkplatz Gustavsruhe aus dem sogenannten Eselsweg, der unterhalb der Burg um dieselbe herumführt. Zwar keine Esel, doch zwei Hunde waren ebenfalls mit dabei.
Mehrfach hielt die Gottesdienstgemeinde inne und betete. Pfarrer Frank Couard las Psalmworte, und in der Schriftlesung kam eine Begegnung zwischen Gott und Mose zur Sprache - auf einem Berg wohlgemerkt. So fühlte die Gemeinde auf dem Breuberg sich auch auf diesem Weg gleichsam noch ein Stückchen näher bei Gott. Gesang gehörte selbstredend ebenfalls zu diesem besonderen Gottesdienst: Jessica Behrendt begleitete die Lieder auf ihrer Gitarre.

Auf manches am Wegesrand machte Pfarrer Couard aufmerksam und bezog es in den Gottesdienst mit ein: So erinnert ein Kreuz an Pfarrer Norbert Firneisen, der 1962 hier mit einer Jugendgruppe unterwegs war, als ihn ein tödlicher Herzanfall ereilte. Kurz vor dem Eingang der Burg gemahnt eine Gedenktafel an Zwangsarbeiter in Breuberg während der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Nach einem Aufstieg in die Burg fand der Gottesdienst in der dortigen Kapelle schließlich doch noch Obdach. Hier verdeutlichte Pfarrer Couard in seiner Predigt die feste Verwurzelung Jesu im jüdischen Glauben - Gedanken, die besonders dem 'Israel-Sonntag' an diesem Tag gewidmet waren. Seinen Glauben habe Jesus an manchen Stellen neu gedeutet und dabei andere, vielleicht auch klarere Perspektiven aufgezeigt. Eine neue Religion zu gründen, habe er dabei gewiss nicht im Sinn gehabt, verdeutlichte Couard in seinen Gedanken zu den jüdischen Wurzeln des Christentums. Musikalisch gestaltete Jessica Behrendt mit ihrem E-Piano den Gottesdienstteil in der Burgkapelle.

Bernhard Bergmann
25.8.2025