Der offizielle Auszug der Gemeinde stimmte die meisten Gottesdienstbesucher wehmütig. Hecker hatte die Anwesenden gebeten, das eine oder andere am Ende des Gottesdienstes mit nach draußen zu nehmen, etwa die Taufschale, das Altarkreuz, die Bibel oder das Abendmahlgeschirr, um so den offiziellen Auszug auch sinnfällig werden zu lassen.
"Dieses Gebäude war zugleich das Zuhause für die Gemeinde in Momart", so Martin Hecker; rund 160 Evangelische leben im Ort. Viele Momarter seien auch hier getauft worden, und manch andere Erinnerung hängt an der Alten Schule. "Für uns ist das richtig schade", sagt der Pfarrer, auch wenn er verstehen kann, dass die Stadt sich aus Kostengründen nun von dem Gebäue getrennt hat. Dankbar ist er, dass die Kirche es kostenlos nutzen durfte; "dafür haben wir uns an manchem beteiligt, zum Beispiel an der Fensterreinigung".
Beim letzten Gottesdienst predigte der Theologe über die biblische Geschichte von Hiob, der alles, was ihm lieb ist, verliert - nur seinen Glauben nicht und sein festes Vertrauen auf Gott, komme da, was wolle. "Das ist das, was Momart braucht: dass hier im Ort das Lob Gottes laut wird. Wo genau, in welchem Gebäude - das ist völlig nebensächlich."
Das Kreuz draußen an der Kirche wird seinen neuen Platz an der Trauerhalle des Momarter Friedhofs finden, "diese Arbeit übernimmt dankenswerterweise der Bauhof", erzählt Pfarrer Hecker. Die Veranstaltungen der Kirchengemeinde finden vorerst im Sportlerheim statt. Aber die Glocke im Dachreiter auf der Alten Schule wird auch weiterhin läuten, versichert der Pfarrer, zu bestimmten Tageszeiten oder auch zu Beerdigungen.
Was übrigens noch deutlich die Geschichte des Alten Schulhauses erkennen ließ, war eine Tafel, die dort nach wie vor hing und auf der einst der Dorfschullehrer den Kindern das ABC und das Einmaleins nahebrachte oder die Hausaufgaben notierte. Die letzten Kreidespuren waren hier natürlich längst getilgt. "Aber als wir diese Tafel zum Teil abgeschraubt haben, fanden sich tatsächlich darunter noch Notizen, die offenbar ein Lehrer einst direkt auf die Wand geschrieben hatte, bevor die Tafel hier ihren Platz fand", erzählt Pfarrer Hecker. Man kann also wirklich sagen, dass dieses Haus Geschichte erzählt. Die der Kirchengemeinde jedenfalls hat aber nun mit deren Auszug geendet.
Bernhard Bergmann
31.7.2025
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