Evangelisches Dekanat Odenwald

Wiesenmarkt-Gottesdienst

Drei Klopfer - eine überraschende Botschaft

Erbach. Was haben ein Teppich, ein Schnitzel und große Sprüche mit Glauben zu tun? Es klingt fast wie ein Schenkelklopfer von Jürgen von der Lippe: Treffen sich ein Pfarrdiakon, ein katholischer Gottesdienstleiter, ein evangelischer Pfarrer und eine Pfarrerin der evangelischen Schaustellerseelsorge auf einer Alm... Da fragt man sich: Welche Pointe bringt hier gleich die Lachmuskeln zum Zucken?
Doch dieses Szenario, das sich am 20. Juli auf der Wiesenalm der Familie Lanser beim Erbacher Wiesenmarkt abspielte, hatte mehr zu bieten als eine Pointe. Neben heiteren Momenten brachte dieser ökumenische Gottesdienst eine Stunde voller Herzenswärme, Gemeinschaft und Glaubensfreude mitten ins bunte Festtreiben.

Hochwürden trifft Hochsommer
So standen sie beisammen - theologisch sauber sortiert, liturgisch farbenfroh gemischt: Von links nach rechts Pfarrdiakon Gert Menges von der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche, Schaustellerpfarrerin Christine Beutler-Lotz und der Erbacher Gemeindepfarrer Christopher Kloß sowie Manuel Schülein in Altarweiß als Vertreter der katholischen Pfarrei St. Sophia in Erbach.
Bodo Bach hätte wahrscheinlich gefragt: "Ich hätt' da gern emol e Problem - wer krischt'n jetz' des Mikrofon?" Doch keine Sorge: Es gab weder Streit um die Redezeit noch theologische Grabenkämpfe. Stattdessen gestalteten die vier Geistlichen gemeinsam einen Gottesdienst, der mit erfrischendem Humor und tiefem Ernst gleichermaßen das Festgelände in ein offenes Gotteshaus verwandelte.

Von Teppichklopfern und Taten
Pfarrerin Christine Beutler-Lotz predigte über Teppichklopfer, Schnitzelklopfer und Sprücheklopfer. Ihre bildhafte, lebendige Art zu predigen sorgte für Lacher und gleichzeitig für nachdenkliche Gesichter. Denn während die beiden erstgenannten Klopfer durchaus praktische Funktionen erfüllen, sieht das bei den Sprücheklopfern schon anders aus. Sie verwies auf den Ersten Johannesbrief (3,18): "Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit." Gerade im digitalen Zeitalter, so Beutler-Lotz, gebe es viele, die andere mit Ratschlägen und Lebensweisheiten regelrecht "volltexten", aber das Zuhören vergessen. Ihr Rat: "Einfach mal die Klappe halten, checken, was wirklich wichtig ist und dem Gegenüber zuhören."

Applaus nach der Predigt
Denn wer seinem Mitmenschen wirklich Gehör schenkt, gibt ihm nicht nur Raum zur Klage, sondern oft auch die Chance, selbst auf neue Gedanken und Lösungen zu kommen. "Was für den einen funktioniert, muss nicht zwingend für den anderen gut sein", ergänzte die Pfarrerin.
Die Predigt fand großen Anklang und wurde mit lautem Applaus belohnt. Pfarrer Christopher Kloß kommentierte schmunzelnd: "Bei uns in der Kirche hat noch nie jemand nach einer Predigt geklatscht!"

"Er gehört zu mir" - Wer?
Im Anschluss durften sich Geburtstagskinder des Monats Februar über eine kleine Aufmerksamkeit freuen. Und wer als Kind einen Erwachsenen mitgebracht hatte, bekam zur Belohnung ein Freifahrtticket für ein Fahrgeschäft geschenkt.
Musikalisch wurde der Gottesdienst begleitet vom Erbacher Posaunenchor unter anderem mit klassischen Stücken von Johann Sebastian Bach. Außerdem erklangen aus den Lautsprecherboxen bekannte Schlagermelodien, doch gesungen wurden neue, christliche Texte. Mit Begeisterung stimmten die Besucher ein: "Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Gottes Liebe nicht" und Marianne Rosenbergs "Er gehört zu mir". Der Hit aus dem Jahr 1975 erklang in neuer Variante: "Er (Gott) gehört zu mir".

 

Christoph Heinrich Hoffmann
23.7.2025


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