Evangelisches Dekanat Odenwald

Barbara-Gottesdienst 2023

Zwei Frauen und ein Band, das weiterreicht

Höchst. Es war nicht die Reformatorin des Breuberger Landes, die Pfarrerin Dr. Anneke Peereboom (Michelstadt) in den Mittelpunkt ihrer Predigt in der evangelischen Kirche in Höchst stellte. Klar, Barbara von Wertheim, die im sechzehnten Jahrhundert in ihrem Herrschaftsbereich die Reformation einführte, war dennoch präsent, schon allein deswegen, weil der Gottesdienst, der anlässlich ihres Todestages am 29. April (1561) alle Jahre gefeiert wird, nach ihr benannt ist. Aber diesmal war es eine andere Frauengestalt, der sich die Pfarrerin widmete: Katharina von Siena, eine katholische Heilige, deren Todes im Jahr 1380 am selben Tag gedacht wird. Schließlich sei es "der gleiche Gott, die gleiche Bibel, der gleiche Glaube", welcher die beiden Frauen verbindet. Und dieses Band reicht noch weiter, bis zu den gläubigen Christen unserer Tage und darüber hinaus.

Aus einer vielköpfigen Familie stammend, führten ihr Glauben und ihre Visionen die junge Katharina mit 16 Jahren in ein Kloster. Bildung habe sie keine gehabt, Glauben, Nächstenliebe und Herzensweisheit hingegen in außergewöhnlichem Maß, führte Pfarrerin Peereboom der Gemeinde des Barbara-Gottesdienstes vor Augen. "Auch erfuhr sie nicht den strafenden, strengen, sondern den liebenden und befreienden Gott" - dies bereits 150 Jahre vor Martin Luther, welcher dieses aus damaliger Sicht so ganz andere Gottesbild dann in den Mittelpunkt seiner Lehre stellen würde. Katharinas Herz sei ihre "innere Klosterzelle" gewesen, hier sei sie Gott begegnet und dazu im wahrsten Wortsinn "in sich gegangen" - um aber dann "aus sich rauszugehen", was nichts anderes bedeute, als sich in christlicher Nächstenliebe den Mitmenschen zuzuwenden.
So lebte Katharina nach den Worten von Pfarrerin Peereboom engagiert und für ihre Zeit höchst progressiv und mutig: "Sie ging raus, half Menschen in Not und Armut, pflegte Pestkranke. Sie wurde selbst krank und wieder gesund." Ja, sie traute sich sogar, Kirchenobere zu mahnen, wo diese nach Katharinas Auffassung den Glauben vernachlässigten oder gar verrieten. Und sie bewegte sogar den damaligen Papst Gregor XI., der sich in Frankreich niedergelassen hatte, zur Rückkehr nach Rom. Katharina setzte sich bei politischen Machthabern für Frieden ein, predigte öffentlich und begeisterte Menschen "für ein Leben in Glauben und Handeln". So sei Katharina von Siena ein gutes Beispiel für einen durch den Glauben verwandelten Menschen. Und ihre eigene Motivation, diesen vorbildlichen Lebenslauf am Barbaratag darzulegen, fasste die Pfarrerin so: "Ich wollte mutmachen, die Tür des eigenen Herzens zu öffnen und Liebe in die Welt hinauszutragen - sie hat es nötig."

Musikalisch gestaltet wurde der Barbara-Gottesdienst von der Dekanatsband 'Zwischentöne'. Die Liturgie hatte der Höchster Ortspfarrer Andreas Höfeld übernommen. Anschließend lud der Klosterfonds zu einem Empfang ein, bei welchem auch die Förderungen aus der Stiftung Klosterfonds für Projekte der Mitgliedskirchengemeinden überreicht wurden.

 

Bernhard Bergmann
2.5.2023


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