Evangelisches Dekanat Odenwald

Nähmaschinenführerschein für junge Leute in Zell

Der Bär braucht ein Hemd

Zell. Den Roten Faden - und manch andersfarbigen auch - zum Nähmaschinenführerschein kennen Erika Volk, Traudel Hoffart-Ihrig und Traudel Hillerich genau. So können sie junge Menschen anleiten, wie man stichhaltig erste selbstgestaltete Textilien anfertigt und dabei auch seine Kreativität einbringen kann. Unlängst haben sie 25 Mädchen und Jungen überwiegend aus der Zeller Waldbachschule und aus Bad König zu dieser besonderen Führerscheinprüfung begleitet.

Im Gemeindesaal unter der evangelischen Kirche in Zell liegt die kreative Atmosphäre gleichsam im Raum, die Nähmaschinen schnurren, am Boden liegen allerhand Fäden, hier und da Stoffreste. Manchmal sind verhaltene Stimmen zu hören, Fachworte wie Oberfaden, Unterfaden, Spulenkapsel, Stichlänge oder Nähfuß. An den Maschinen sitzen an diesem Morgen Mädchen und Jungen im Grundschulalter, die drei Anleiterinnen greifen nur gelegentlich ein oder zeigen auf Nachfrage, wie das nochmal genau ging. Vieles ist schon klar, die Abschlussprüfung steht kurz bevor. Dabei wird auch ein Geldbeutel genäht, so hat man was zum Mitnachhausenehmen.
Sofia, ein Mädchen aus der Ukraine, die seit vergangenem Jahr die Waldbachschule besucht, hat sich außerdem ein Stirnband genäht. Voller Stolz zeigt sie auch, wie sie die auf dem Papier vorgezeichneten Muster akkurat mit der Maschine nachgenäht hat.
In der anderen Ecke des Raumes benötigt ein Stofftier ein neues Hemd - klar, bei diesen Außentemperaturen genügt das Fell derzeit nicht. Besitzer Elias nimmt sich der Sache an und schneidert ein passendes Kleidungsstück für den Bären, der nun nicht mehr frieren muss.

Ausbildungsinhalte sind zum Beispiel die einzelnen Teile der Nähmaschine und Wichtiges rund ums Thema Unfallverhütung. Und eine Einführung ins Bügeln gehört auch dazu. "Riesen-Spaß" macht Traudel Hoffart-Ihrig die Arbeit als Anleiterin, sie gibt gerne ihr Wissen und Können weiter, denn: "Wenn in den Fingern nichts passiert, passiert auch im Kopf nichts." Und Gott habe Menschen ihre Hände nicht nur zum Tippen gegeben. Nähen sei außerdem eine gute Schule für das räumliche Denken. Und natürlich, auch ganz praktisch betrachtet, "damit man sich im Leben weiterhelfen kann".

Angeboten wird dieser Kurs für die jungen Menschen gemeinsam vom Verein Generationenhilfe Bad König und der evangelischen Kirchengemeinde in Zell, letztere stellt den Raum zur Verfügung. Für beide ist Erika Volk dabei, die im Vorstand der Generationenhilfe ebenso wie Kirchenvorstandsvorsitzende ist. "Außerdem arbeite ich in der Ganztagsbetreuung in der Waldbachschule und bin dort auch als Hausmeisterin und in der Reinigung tätig": Den Kontakt zu den jungen Nähwilligen hat sie also an vielen Stellen. Auch die Jugendpflege Bad König ist an diesem Angebot beteiligt.

Aber nicht nur junge Menschen können hier mit Nadel und Faden kreativ tätig werden: Jeden Freitag ab 18 Uhr kommt die Gruppe 'Textildesign' ebenfalls im Gemeinderaum unter der Zeller Kirche zusammen. Hier sind Menschen zwischen zwei und 80 Jahren dabei. "Das ist ein offener Treff, da kann man einfach dazukommen, wir freuen uns", lädt Erika Volk Interessierte ein. Und speziell für junge Menschen wird auch in den Sommerferien wieder der Kurs angeboten werden. Der Bär braucht dann vielleicht eine Badehose.

 

Bernhard Bergmann
27.4.2023


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