Sorgen wie Steine ablegen

Rothenberg. Kinder erleben den Krieg in der Ukraine auf ihre Weise. Sie sehen im Fernsehen und Internet die Bilder von zerstörten Häusern, weinenden und flüchtenden Menschen. Solche Bilder erzeugen Angst. Auch nehmen Kinder wahr, dass ihre Eltern und andere Erwachsene um sie herum besorgt sind. Umso wichtiger, dass es Orte und Möglichkeiten gibt, wo all das zur Sprache kommen kann oder anders Ausdruck findet. Schulen sind in diesen Tagen solche Orte; an manchen wird kurz innegehalten, geschwiegen oder gemeinsam gesungen. Andere stellen ein 'Peace'-Zeichen oder aber schreiben Wünsche oder Gebete auf. So auch in der Grundschule in Rothenberg.
Die Klassen drei und vier haben im Religionsunterricht beim Rothenberger evangelischen Pfarrer Reinhold Hoffmann und bei Grundschullehrerin Tatjana Foshag im Rahmen eines kleinen Gottesdienstes ihre Gefühle und Gedanken zum Ausdruck gebracht. "Die Schülerinnen und Schüler hatten schon vor dem Ausbruch des Krieges die Entwicklung verfolgt und im Religionsunterricht das Gespräch gesucht", erzählt Pfarrer Hoffmann, der auch selbst das Gefühl benennt, sich angesichts des Geschehens in der Ukraine "machtlos, ausgeliefert zu fühlen. Aber dem wollten wir entgegenwirken." Und so konnten die acht- bis zehnjährigen Mädchen und Jungen symbolisch für Last und Sorgen Steine ablegen und für Wünsche Kerzen entzünden. Auf Zetteln hatten sie ihre Gedanken und Gefühle notiert sowie Wünsche für die Menschen, zum Teil als Gebete. "Ich war verblüfft, wie ernsthaft und hochkonzentriert die Kinder waren, innerlich ganz dabei", erzählt Pfarrer Hoffmann.
Manche hätten zuvor auch ihre Gefühle gegen den russischen Präsidenten sehr offen in Worte gefasst, erzählt der Pfarrer weiter. "Aber wir wollten uns nicht auf die Sprache der Gewalt und der Trennung einlassen, sondern auf die Sprache des Friedens, der Liebe und der Hoffnung." Eben das fand sich auf vielen Zetteln wieder.

Bernhard Bergmann
18.3.2022